Nach 1848 erwachte das Interesse der tschechischen Christen für den orthodoxen Glauben. Im Jahr 1874 wurde der orthodoxen Gemeinde die Prager St.-Nikolaus-Kirche auf dem Altstädter Ring zur Verfügung gestellt.
Matěj Pavlík, der später zum ersten orthodoxen Bischof Tschechiens geweiht wurde, führte die tschechischen orthodoxen Gläubigen an. Als Bischof nahm er den Namen Gorazd an und ließ zahlreiche Kirchen bauen. Er prägte zudem maßgeblich die heutige Form der tschechischen Orthodoxie.
Prag
Die St.-Cyrill-und-Method-Kirche
Seit 1935 gehört die St.-Cyrill-und-Method-Kirche (Katedrální chrám sv. Cyrila a Metoděje) den orthodoxen Gläubigen.Während der Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg ging diese Kirche in die Geschichte ein – nicht nur in die Geschichte der orthodoxen Kirche, sondern auch in die Geschichte Tschechiens. Denn in der Krypta dieser Kirche versteckten sich jene Widerstandskämpfer, die das Attentat auf den Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, verübt hatten. Das nahmen die Nationalsozialisten zum Vorwand, um die tschechische orthodoxe Kirche zu verbieten, Priester und Gläubige zu verfolgen und zu töten. Bischof Gorazd wurde wegen seines heldenhaften Verhaltens und seines Märtyrertods im Jahr 1987 heiliggesprochen.
- Adresse: Resslova 9a, Prag 2
Die St.-Michael-Kirche
Die St.-Michael-Kirche (Kostelík sv. Michala) aus dem späten 17. Jahrhundert ist eine absolute Seltenheit: Diese orthodoxe Holzkirche mit Volksbarockelementen wurde ursprünglich in der Ukraine errichtet. Im Jahr 1929 wurde sie auseinander gebaut und im Park Kinského zahrada im Prager Stadtteil Smíchov neu aufgebaut.
- Adresse: Petřín – Kinského zahrada, Prag 5
Westböhmen
Als Anfang des 18. Jahrhunderts Kuraufenthalte immer beliebter wurden und immer mehr Russen die wohltuende Wirkung der Karlsbader (Karlovy Vary) Heilquellen entdeckten, musste auch für das spirituelle Wohl gesorgt werden. Daher wurden in der Region mehrere orthodoxe Kirchen gebaut – die wohl berühmteste ist die St.-Peter-und-Paul-Kirche (Chrám sv. Petra a Pavla) in Karlsbad, die der Bürgermeister von Franzensbad (Františkovy lázně), Gustav Wiedermann, in Auftrag gab. Er ließ außerdem auch weitere orthodoxe Kirchen im sogenannten Kurdreieck errichten: die Kirche des heiligen Wladimir in Marienbad(Mariánské lázně) im typisch russisch-byzantinischen Stil mit Zwiebelturm, sowie die Kirche der heiligen Olga in Franzensbad (Františkovy lázně) mit einem zwiebelförmigen Glockenturm und einer kleineren Kuppel. Die Kirchen bestechen durch ihre wunderschöne Verzierung.
Die jüngste orthodoxe Kirche befindet sich im Karlsbader Stadtteil Doubí: die St.-Nikolaus-Kapelle (Kaple sv. Mikuláše) aus Holz, die erst zur Jahrtausendwende geweiht und im sogenannten Susdal-Stil vom Mönch Nikolaj Genadijevič Stěpanov auf eigene Kosten gebaut wurde.
Die St.-Peter-und-Paul-Kathedrale in Karlsbad wurde nach Vorbild der altrussisch-byzantinischen Kirche im Moskauer Stadtteil Ostankinski gebaut.
Quelle: CzechTourism