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Musikalische Schätze der Vergangenheit

Dvoraks' Olomouc Festival

Musik ist stets ein natürlicher Bestandteil des Lebens der Tschechen gewesen. Viele Komponisten, die aus dieser Umgebung hervorgingen, gehören bis heute zur Weltspitze. Vielleicht deshalb wurden die ersten Schritte des Menschen auf dem Mond von einer Komposition von Antonín Dvořák begleitet.

 

9. und 10. Jahrhundert – die Zeit der Christianisierung

Durch die Vermittlung der Missionen (zunächst vom irisch-schottischen und angelsächsischen, danach vom byzantinischen und schließlich vom Passauer, Salzburger und Regensburger Bistum) wurde der christliche Gottesdienst und damit auch der Chorgesang nach Böhmen importiert. Der Choral wurde bei den täglichen Liturgien gesungen. Außerhalb der Kirche ertönte er bei wichtigen Prozessionen, bei Bestattungen und bei der Throneinsetzung der Fürsten, d.h. bei Zeremonien, die vom Klerus geweiht wurden.

 

11. und 12. Jahrhundert

In diesem Zeitabschnitt finden wir eine bereits viel breitere Basis für den liturgischen Gesang . Die Schüler der Einrichtungen bereicherten den Kirchengesang um Sopran- und Altstimmen . Den Grundstock des Repertoires bildete Gesang fremder Provenienzen, der in ganz Europa im Umlauf war. Es tauchte allerdings auch originales Schaffen auf.

Seit Beginn des 11. Jahrhunderts ist die Schaffung von geistlichen Spielen belegt. Mit dem Kult des hl. Wenzel hing auch die steigende Popularität der Sequenz Svatý Václave (Heiliger Wenzel) zusammen. Eine ähnliche Aufgabe spielte das noch ältere Lied Hospodine, pomiluj ny“ (Herr, erbarme dich unser, Anfang des 11. Jahrhunderts).

 

Music unter Karel IV.

Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts erfahren wir von Kirchensängern,  geschulten und bezahlten Spezialisten. Dank der ständigen Kontakte zum Ausland und zum einheimischen Schaffen wurde das Repertoire der liturgischen sowie der außerliturgischen geistlichen Musik schnell vermehrt.

Die ersten Autoren von Gesängen, die aus der Anonymität traten, waren der Erzbischof Jan von Jenštejn und der Dominikaner Domaslav. In dieser Zeit lernten die Böhmen die Polyphonie kennen (Vielstimmigkeit, Einfluss Frankreichs). Es entstand ein anonymes polyphones Schaffen, das charakteristische ostmitteleuropäische Züge trug.

Für die Kultur der Städte waren neben den Kirchen auch die Schulen besonders wichtig. Die Studenten hatten sieben freie Künste zu meistern, zu denen auch die Lehre der Musik und die musische Kunst gehörten. Traktate in Versen über Musik, die zum Studium benutzt wurden, enthielten die Auslegung der Noten und die Beschreibung der Hauptformen der damaligen Polyphonie.

In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, vor allem nach der Gründung der Karlsuniversität, gehörte Böhmen bereits zu denbedeutendsten Zentren der Musikkultur , von wo aus sich neues Schaffen in die umliegenden Länder ausbreitete.

 

Die Reformation, die Zeit während und nach den Hussiten

Die Entwicklung der höfischen Kapellen , die Hauptträger der Entwicklung der europäischen Polyphonie des 15. und 16. Jahrhunderts waren, war eine Zeitlang eingeschränkt.

Zum wichtigsten Genre der Zeit wurde das böhmische (manchmal auch das lateinische) geistliche Lied . Seit Beginn der Hussitenbewegung gedieh eine reiche Produktion von religiös-polemischen Liedern . Es entstanden spezielle Lieder zu Pilgerfahrten auf denkwürdige Hügel, ein neuer Typ des geistlichen Kriegsliedes, z.B. Kdož sú Boží bojovníci (Die ihr Gottes Streiter seid), Povstaň, povstaň, veliké město Pražské (Auf, auf du große Stadt Prag) u.a.

Im Jahre 1417 wurde in der Prager Bethlehem-Kapelle zum ersten Mal der Gottesdienst in der Landesspracheabgehalten. Eine noch radikalere Variante war die Messe von Tábor, in der der Choral gänzlich durch die vom Volk gesungenen geistlichen Liedern ersetzt wurde.

 

Die Rudolfinische Zeit

Von den in den Notendenkmälern erhalten gebliebenen Namen ragen die Komponisten Rychnovský und Jan Trojan Turnovský hervor, am markantesten allerdings Kryštof Harant von Polzice (1564 – 1621), ein bemerkenswerter spätpolyphoner Komponist und tragischer Repräsentant des böhmischen Ständeaufstandes.

Von den adeligen Kapellen war vor allem die Kapelle von Kaiser Rudolf II. berühmt, eines der bedeutendsten und größten höfischen Musikensembles im damaligen Europa. Die Tätigkeit der Kapelle war mit dem Gottesdienst in der St.-Veits-Kathedrale und in der Allerheiligenkirche auf der Burg verbunden.

 

Der böhmische Barock

n den Jahrzehnten nach 1648 holte die Musik in den böhmischen Ländern die durch den Dreißigjährigen Krieg verursachte Verspätung auf.

Wichtige Musikzentren waren die Residenzen des Landadels. Eine nicht weniger wichtige Rolle spielten die Klosterseminare, die Jesuiten-, Piaristen- sowie Minoritenkollegien und die Klosterstiftungen (Schulen). Eine böhmische Besonderheit zu Ende des 17. Jahrhunderts war die Vorliebe für  das Lautenspiel .

 

Der böhmische Musikklassizismus (1740 – 1810)

Die Musiksprache des böhmischen Frühklassizismus wurde von der Musik der Neapolitanischen Opern beeinflusst, die damals in Böhmen von italienischen Operngesellschaften gespielt wurden. Diese Einflüsse vermischten sich mit dem Einfluss der Musik des Volkes.

Während des 18. Jahrhunderts begannen allerdings Macht und Reichtum des Adels zu verfallen. Dadurch verschwanden die meisten Adelskapellen. Die Kirchen wurden zu alledem von den Theresianischen und Josephinischen Reformen hart getroffen.

All diese Veränderungen beschleunigten die Entfaltung öffentlicher Konzerthäuser und städtischer Opern .
Die verschlechterten Bedingungen führten zu einer Auswanderung  böhmischer Musiker in die Fremde . Sie kamen in Wien, in Paris, in den deutschen Ländern, in Polen und in Russland, ja sogar in Italien unter, wo eine sehr große Konkurrenz im Musikbetrieb herrschte.

 

19. Jahrhundert – Nationale Wiedergeburt

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts überwog in Böhmen immer noch die Begeisterung für Mozarts Musik die weitere musikalische Entwicklung. Die klassizistische Musik klang weit ins 19. Jahrhundert hinein.

Prag empfing oft bedeutende europäische Künstler. Hierher kamen N. Paganini, C. M. von Weber, F. Liszt, H. Berlioz und weitere. Die neuen Komponisten wurden vor allem vom Prager Konservatorium (gegründet 1811) unterstützt, das eine Fülle von Konzerten neuer Musik veranstaltete.

Von der Musik wurde erwartet, dass sie ebenfalls den nationalen Gedanken unterstützte. Die Komponisten reagierten darauf mit der Anwendung der Melodik der böhmischen Folklore und der Auswahl von Themen aus dem böhmischen volkstümlichen Milieu oder aus der Geschichte. In den 40er Jahren wurden Musikvereine gegründet (z.B. der Gesangsverein Hlahol), die sich der vaterländischen Musik widmeten.

Aus Schaffen, das aus der Volksumgebung schöpft, ist z. B.  das Singspiel von František Škroup „Fidlovačka“ (die erste Strophe des Liedes Kde domov můj – Wo ist mein Heim, mein Vaterland – wurde in die Tschechische Staatshymne übernommen).

Als Wendepunkt können die 60er Jahre bezeichnet werden, als das böhmische Nationalschaffen auf einmal Weltniveau erreichte (Smetana, Dvořák, Fibich ).

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte Prag kein ständiges Orchester. Die Aufführung großer Kompositionen war ziemlich problematisch. Die Qualität des böhmischen Musiklebens verbesserte sich nach 1896 durch die Gründung der Tschechischen Philharmonie außerordentlich.

Die wichtigsten Vertreter im 19. Jahrhundert

Bedrich Smetana (1824 – 1884) Auch nach dem Verlust seines Gehörs im Jahre 1874 blieb er als Komponist aktiv tätig. In dieser Zeit entstand sein berühmter Zyklus sinfonischer Dichtungen Ma vlast (Mein Vaterland). Smetana versah die einzelnen Dichtungen mit der Auslegung des Themas. Vysehrad, Sarka und Tabor sind ein Blick in die Vergangenheit, Vltava (Die Moldau), Z ceskych luhu a haju (Aus Böhmens Hain und Flur) und Blanik spiegeln die aktuelle Einstellung der Gesellschaft wider, vielleicht die Zukunftsvision. Die Dichtungen korrespondieren stets paarweise miteinander, sie gliedern den gesamten Zyklus also in drei Teile. Smetana schrieb direkt in die Partitur Anmerkungen zur Vervollkommnung des musikalischen Geschehens un seinen Unterhalt.

Antonín Dvořák (1841 – 1904) 1892 wurde er Direktor des Konservatoriums in New York, mehrere Jahre danach auch in Prag. Während des Aufenthaltes in Amerika wurde er außerordentlich berühmt und erhielt eine Reihe bedeutender Würdigungen und Ehrendoktortitel. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in seiner Heimat als Direktor des Prager Konservatoriums. Dvoraks Werk ist überaus umfangreich. Seine Domäne ist die sinfonische Musik. Er schrieb viele sinfonische Dichtungen, ein Teil davon wurde von der Sammlung Kytice des Dichters K. J. Erben inspiriert. Noch berühmter sind seine beiden Reihen der Slawischen Tänze. Den ursprünglichen Zyklus der Tänze für Klavier zu vier Händen schrieb Dvorak für ein Sinfonieorchester um. Das Geigenkonzert A-Dur, das Cellokonzert H-Moll und das Klavierkonzert G-Moll bilden das Trio der weltweit berühmten Instrumentalkonzerte. Natürlich gehören auch seine neun Sinfonien dazu. Für die Opernbühne hat Dvorak 10 Opern geschaffen, des größten Erfolges erfreut sich bis heute Rusalka.